The following article was written by Herbert’s son Siegfried Michaelis.

Herbert  is the son of Rosa Michaelis  (nee Michaelis) from Dummerfitz, Pommerania who is the sister of  ‘shoe shop Max Michaelis’ and Simon Michaelis, from Pielburg, Pommerania. 

 

 

Der folgende Text wurde von Herberts Sohn Siegfried Michaelis erstellt.


Herbert ist der Sohn von Rosa  Michaelis (geb. Michaelis) aus Dummerfitz/Pommern und Simon Michaelis aus Pielburg/Pommern.Er ist der Neffe von "Schuhhändler Max Michaelis".


 

 

 

Herbert Michaelis looking dandy/Herbert als "Dandy"

Siegfried and his wife Arlene live in the state of Illinois, USA and have three sons, Eric, Jeff and Keith. They are married and have children to. So the Michaelis family in America is quite large. They have an avid facebook presence.

 

‘My name is Siegfried Michaelis. I am the son of Herbert and Martha Michaelis. My father was born in Zuelgenhagen, Kreis Neustettin, Pommerania, Germany on the 23rd of December,1908.

 

Siegfried lebt mit seiner Frau Arlene im US-Staat Illinois. Ihre drei Söhne Eric, Jeff und Keith sind verheiratet und haben ebenfalls Kinder. Die Michaelis-Familie in den USA ist demnach ziemlich groß, wovon man sich auf Facebook überzeugen kann, da sich dort fast alle auf eigenen Seiten präsentieren.

 

 

 

"Ich heiße Siegfried Michaelis und bin der Sohn von Herbert und Martha Michaelis.

Mein Vater wurde am 23.12.1908 in Zülkenhagen, Kreis Neustettin/Pommern geboren.

Siegfried - Martha - Herbert 1946

His parents were Rosa and Simon Michaelis , both Jewish.

My father, Herbert, began his training as a tailor on the 15th of February,1924 and this ended on the 15th of February 1927.A three year apprenticeship.

Sometime after he had finished his training, he worked with his brother Erich, who was also a tailor. In 1931, Herbert opened his own tailor shop in Berlin, Neukoelln.

 


Rosa und Simon Michaelis, beide jüdisch, waren seine Eltern.


Mein Vater Herbert begann seine Schneiderlehre am 15.02.1924 und schloss diese genau drei Jahre später ab.


Einige Zeit danach arbeitete er mit seinem Bruder Erich zusammen, der auch Schneider war.

Im Jahr 1931 eröffnete Herbert seinen eigenen Laden in Berlin,Neukölln.

Herbert and Erich in the tailors shop/Herbert und Erich in der Schneiderei

In 1938 or 1939, Herbert was forced to close his business. This was due to the new laws passed by the Nazis, which stopped Jews from owning a shop or business.

In his private life, Herbert had married Martha Stelter, a non Jew, on the 14th of December 1931.It was during that time that his brother Max Michaelis became a follower of Jesus Christ. It was through Max’s influence that Herbert and Martha became Christians.

Herbert and Martha were both baptized on the 9th of March,1933 in the Baptist Church, Berlin Neu- Koelln.

In 1941,Herbert was told that he should not attend services any more,but Martha,his wife and I ,Siegfried,were allowed to attend.I was born on the 3rd of April,1935.

Due to this action of the church, they left the Baptist Church  and were welcomed by the Melanchthon-Church(Lutheran).

After the war and the defeat of Nazi Germany, the pastor of the Baptist Church came to apologize for what had happened as he was not in the church at that time .He asked them to come back to the Baptist Church,but Herbert and Martha felt that it would not be right to leave the Lutheran Church ,as they had been very supportive during the war years.

Herbert had lost all of his civil rights. His ID card read Herbert ISRAEL Michaelis. This had become law in the Nuremberg racial laws of 1935.In the front of his ID card was a ‘J’ for Jew.

Between 1940 and 1941 he had worked as a construction ‘hand’. From 1941 until 1943, Herbert worked at nights between 6pm and 4.45 am in a war factory. During the war many Jews were rounded up and kept for several days, Herbert was one of them.

Days later he was released, but many were not. Part of the building we lived in was destroyed. Herbert did his best to repair our living space. There was nowhere else left for us to go. When the factory was bombed in 1943, he was forced to work with other Jewish men, tearing down bombed out buildings, until the end of the war in1945.

The Russians occupied all of Berlin in 1945.Herbert made uniforms for the Russians. In turn they gave him food as payment.

Berlin was then divided into four sectors; Neukoelln was in the American sector.

My father, my mother and I moved to a new building with a tailor shop, Herbert could once again be self employed.

In 1949, under the International Refugee Organisation and the sponsorship of Helen Lehmann, Martha’s sister who was living in the USA, the family emigrated to America and settled in Chicago.

Herbert worked in his profession as a tailor in Chicago. He retired in 1974, and in February 1978 was diagnosed with a brain tumour. At the age of 69, Herbert went home to be with the Lord, on the 25th of September, 1978.

On the 18th of April 1990, Martha went home to be with the Lord.

 

On a personal note, I would like to thank my parents for the love they had for me, and that my mother did not leave my father as the Nazis had encouraged her to do so.

I also thank God for protecting us during that time. I do not understand why we survived and that many others in the Michaelis family including my grandmother Rosa, my uncles Max, Erich, Alfred and my aunt Meta.

I do know that God is a Sovereign God, and he loves us all.

The Bible tells us in John 3:16

”For God so loved the world that he gave his one and only son that whoever believes in him shall not perish but have eternal life”

For more info on the round up go to the movie ‘Rosenstrasse’

Written by Siegfried Michaelis in honour of his father Herbert and mother Martha and other members of the Michaelis family.

 

 

Auf Grund der neuen Gesetze durch die nationalsozialistischen Machthaber war Herbert gezwungen, sein Geschäft im Jahr 1938/39 aufzugeben. Sie wollten die jüdische Bevölkerung so aus dem öffentlichen Leben verdrängen.

 

Sieben Jahre zuvor, am 14.12.1931, heiratete Herbert Martha Stelter, die keine Jüdin war.

 

Zu dieser Zeit wurde sein Bruder Max Michaelis ein Nachfolger Christi, wodurch sich das junge Ehepaar auch zu Christus bekannte.

Sie wurden am 09.03.1933 in der Baptistengemeinde Berlin-Neukölln getauft.

 

Im Jahr 1941 war es Herbert dann untersagt, weiter an Gottesdiensten teilzunehmen, wovon jedoch Martha und ich, Siegfried, nicht betroffen waren. Geboren wurde ich am 03.04.1935.

 

Durch dieses Verhalten der Baptistengemeinde verließen wir unsere neu gewonnene Glaubensstätte und fanden bei den Lutheranern der Melanchton-Gemeinde ein anderes geistiges Heim.

 

Nach dem Krieg und dem Untergang Nazi-Deutschlands besuchte der Pastor der Baptistengemeinde die Familie, um sich für die Geschehnisse während der Nazi-Herrschaft zu entschuldigen und uns zu bitten, wieder zur alten Gemeinde zurück zu kommen.

 

Meine Eltern fühlten sich jedoch durch die Unterstützung der Lutheraner während der Kriegszeit der neuen Heimat verbunden.

 

Durch die von den Nazis verabschiedeten Nürnberger Rassegesetze (1935) verlor Herbert während der NS-Diktatur all seine Rechte als Bürger. Sinnbild hierfür ist sein Ausweis, auf dem er durch den zusätzlichen Vornamen „Israel" und ein großes „J" als Jude gebrandmarkt wurde.

 

Zwischen 1940 und 1941 arbeitete er als Hilfskraft im Baubereich. Danach war er zwei Jahre als Nachtschicht in einer Rüstungsfabrik beschäftigt. Während des Krieges wurden viele Juden, die durch Arbeit in Rüstungsfabriken der Deportation ausweichen konnten, zusammen getrieben und dann für einige Zeit in Zwangslagern in Berlin festgehalten, so auch Herbert ( sog. Fabrikaktion).

 

Einige Zeit später wurde er, im Gegensatz zu vielen anderen Juden, freigesetzt und begann sofort mit dem Aufbau unserer zerstörten Wohnung. Wir hatten ja nur diesen Ort!

 

Als die Fabrik, in der er tätig war, 1943 ausgebombt wurde, war er mit weiteren Juden gezwungen, zerstörte Gebäude bis zum Kriegsende 1945 komplett nieder zu reißen.

 

Als die Sowjetunion 1945 Berlin einnahm, fertigte Herbert Uniformen für die Russen an, um so im Gegenzug Lebensmittel zu erhalten.

 

Im Verlauf wurde Berlin in vier Sektoren eingeteilt, wobei Neukölln nun unter amerikanischem Einfluss stand.

Wir zogen in ein neues Gebäude mit einer Schneiderei, wo Herbert seinen erlernten Beruf wieder selbstständig ausüben konnte.

 

 

Im Jahr 1949 emigrierten wir durch die Hilfe der Internationalen Flüchtlingsorganisation und der Unterstützung von Marthas Schwester, Helen Lehmann, in die USA und ließen uns in Chicago nieder.

 

Herbert arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1974 als Schneider weiter.

Vier Jahre später wurde bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert und im Alter von 69 Jahren vom Herrn Heim gerufen.

 

Am 18.04.1990 entließ der Herr Martha, um sie zu sich zu holen.

 

Abschließend möchte ich mich bei meinen Eltern für die Liebe bedanken, die sie mir geschenkt haben und für den Mut meiner Mutter, meinen Vater trotz Druck durch das Terrorregime nicht zu verlassen!

 

Und ich danke Gott für den Schutz, den er uns während dieser Zeit zukommen ließ.

 

Ich kann nicht begreifen, warum wir überlebten, während viele meiner engen Verwandten durch den Rassenwahn umkamen, meine Großmutter Rosa, meine Tante Metha und meine Onkel Max, Erich und Alfred.

 

Aber ich weiß: Gott ist der Höchste und er liebt jeden von uns.

Die Bibel sagt uns in Johannes 3,16:

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."

 

 

Wer einen tieferen Einblick über das Zusammentreiben der letzten noch verbliebenen Juden in Berlin  haben möchte, schaue sich den Film „Rosenstraße"an.

 

Verfasst von Siegfried Michaelis in Gedenken an seinen Vater Herbert, seine Mutter Martha und alle anderen Mitglieder der Familie Michaelis.


Translated close to original text by M.Grote

 

Siegfried as GI and his cousins Ursula - Erika - Meta (daughters of Max)/Siegfried als G.I. und seine Cousinen Ursula - Erika - Meta (Töchter von Max)

 

Memories of my father-in –law, Herbert Michaelis by Arlene Michaelis.

I remember Herbert as a man of integrity. Always treating others with respect.

 When I first met Herbert, I knew nothing of the Michaelis family history, yet I never saw him as a person who harboured bitterness and anger in his heart. In fact, Siegfried his son, told me of an incident which happened in 1949. He and his parents were waiting to board the ship which would take them to America. Siegfried overheard his father in a conversation with a group of men who also suffered because of the Nazi regime. The men were expressing their bitterness, hatred and anger, Herbert called on the men to consider forgiveness over their anger and bitterness. He was certainly on the road to healing.

Herbert worked tirelessly as a tailor. Before his retirement, he worked for upscale men’s department, where he was respected and was a favourite tailor to several Chicago sports figures.

For relaxation, Herbert enjoyed fishing. Being without a car, he would take Chicago public transport to Lake Michigan. Our sons, Keith, Jeff and Eric would sometimes accompany him on these trips. Herbert enjoyed spending time with his grandsons. They still speak of grandpa Michaelis’s unique sense of humour.

Herbert was a man with a deep faith in God. He was always ready to share that faith when the opportunity arose. I remember a time when Martha and Herbert befriended a German couple which they had met in a park. After taking time to get to know them, Herbert shared the Gospel with them.  Planting the seeds of faith.

When I think about all that my husband and his entire family went through, I am humbled. However, I am also encouraged by the fact that their lives were not lived in vain. Their stories encourage us to persevere in whatever difficulties we are faced with in life. Also, to stand up for what we believe no matter what the consequences are.

Did you know that Max Michaelis was placed in the same concentration camp as Dietrich Bonhoeffer? Another follower of Jesus Christ who lived his convictions. http://en.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer

 

A quote from the entrance to the museum at Dachau concentration camp reads.

‘Those who cannot learn from history are doomed to repeat it’

 

 

 

 

 

 

 

Erinnerungen an meinen  Schwiegervater Herbert Michaelis

Von Arlene Michaelis

 

Ich erinnere mich an Herbert als integeren Menschen, der seine Mitmenschen stets mit Respekt behandelte.

Als ich Herbert zum ersten Mal traf, wusste ich nichts über die Geschichte der Michaelis-Familie. Nichtsdestotrotz habe ich ihn nie als Menschen erlebt, dessen Herz verbittert oder voll von Groll war. Vielmehr hat sein Sohn Siegfried mir von einem Vorfall erzählt, der sich 1949 zugetragen hat.  Als er mit seinen Eltern darauf wartete, in das Schiff einzusteigen, das sie nach Amerika bringen sollte, bekam er ein Gespräch zwischen seinem Vater und einer Gruppe von Männern mit, die durch das Nazi Regime zu Schaden gekommen waren. Die Männer äußerten ihre Verbitterung, ihren Hass und Groll. Herbert rief die Männer auf, Vergebung ihrem Groll vorzuziehen. Er war auf dem Weg, das Heil dem Hass vor zu ziehen.

Herbert arbeitete unermüdlich als Schneider. Vor seiner Rente war er in einer gehobenen Herrentextilwarenabteilung tätig, wo er der favorisierte Schneider einiger Sportgrößen aus Chicago war.

Herbert liebte das Fischen als Methode zur Entspannung. Weil er kein Auto besaß, benutzte er  öffentliche Verkehrsmittel, um zum Lake Michigan zu gelangen und dort zu angeln. Er genoss es, wenn unsere Söhne Keith, Jeff und Eric ihn auf diesen Ausflügen begleiteten. Selbst heute sprechen diese noch über den einzigartigen Sinn für Humor ihres Großvaters.

Darüber hinaus war er ein Mann mit einem tiefen Glauben in Gott. Er war immer bereit seinen Glauben zu teilen, wenn sich die Möglichkeit gab. Ich erinnere mich an die Zeit, als Martha und  Herbert sich mit einem deutschen Paar angefreundet hatten, die sie im Park kennen lernten. Nachdem sie einander näher gekommen waren, teilte Herbert sein Wissen über das Evangelium mit ihnen; er teilte seinen Glauben.

Wenn ich darüber nachdenke, was mein Mann und seine Familie durchmachen mussten, fühle ich Demut. Trotzdem bin ich erleichtert darüber, dass sie ihr Leben nicht umsonst leben mussten.

Ihre Geschichte ermutigt uns, Schwierigkeiten zu überwinden, denen wir in unserem eignen Leben ausgesetzt sind und zeigt uns, dass man sich trotz möglicher Konsequenzen für die Standpunkte einsetzen sollte, an die man glaubt.

Wussten Sie, dass Max Michaelis im selben Konzentrationslager war, wie Dietrich Bonhoeffer? Ein anderer Nachfolger Christi, der seine Überzeugung lebte.

 

Ein Zitat vom Eingang der Gedenkstätte in Dachau besagt:

„Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."

(George Santayana; Philosoph und Schriftsteller)

 

 

translated close to original text by M.Grote

 

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